EDWARDA HYDE

 

 

STEIGEN SIE IN DIE HYDE-MASCHINE EIN !

Anschlag auf die Thesen zur GanzKörperAmputuation

 

 

Meine sehr geehrten Herren und auch die Damen!

Hier spricht Edwarda. Als Hohepriesterin des Alien house und Mitgliedin des Hyde Kartells ist es mir eine ganz besondere Ehre, Sie an dieser Stelle und zu dieser Zeit begrüßen zu dürfen, um einige Worte an Sie zu richten. Wie Sie sich vorstellen können, ist es durchaus nicht meine Art, Gedanken und Konzepte in al­ler Öffentlichkeit auszubrei­ten, doch erfordern haarsträu­bende Mißverständnisse und Sinnerverzerrungen hinsichtlich meiner Person tiefgrei­fende Klarstellun­gen, die ich mir nicht nehmen lassen möchte. Wie Sie sicher schon bemerkt haben, sind die hier vorgetrage­nen Elaborate oft nur der Ausdruck einer interessanten Gegen­position zu meiner eigenen Haltung, welche ich bislang erst im Ansatz vergegenständlicht sehe und die den Gipfel der Klarheit in Paul M Waschkau richtungsweisenden Aufsatz "HYDE IM ZEICHEN DER GANZKÖRPERAMPUTATION" erreichen sollte. Der Ausfall dieses 44seitigen Essays, an dem der Autor mehrere Jahrzehnte seines Lebens gearbeitet geschrieben geforscht hat und unter dem Titel "Thesen zur Ganzkörperamputation" (GKA) 1989 endlich mittels einer programmschrittweisen Aneig­nung des Begriffs und einer Kehrtvariation von Seinsdaten die verdeckte Opera­tion einer stufenweisen Abschaffung aller Ma­schinen, Appara­turen und Automaten nicht nur propagierte, sondern den Vor­gang der Umsetzung, also der Abschaffung und der endgültigen Eliminierung ebenso anschaulich verdeutlich­te, wird an dieser Stelle von mir ausdrücklich bedauert. Der insbesondere für diese Veranstaltung präde­stinierte Text, der mit den dem Autor zur Verfügung stehenden metaphorischen Mit­teln, die höchst geheime Umschreibung des Vorhabens kaschier­te, damit, ACHTUNG JETZT ORIGINALTEXT : "Damit endlich wieder frei geatmet werden könne", ist 1989, da noch ganz hydeleer, von einem eigenmächtigen Textsy­stem bis kurz vor Druck immer wieder aufs neue geschluckt worden, die versuchte Eingabe in ein Ausweichsystem verur­sachte eine Inbrandsetzung des letzten Originalmanuskripts des Autors durch einen ge­zielten Blitz. Die inneren Zusammenhänge dieses Anschlags wurden nie aufgeklärt und schweben bis heute im Nebulösen.

 

Unklar sind vor allen Dingen die einfachen Antworten von Waschkaus Thesen, die ich jetzt nur noch als Fragen zu formulieren weiß., was, wie Sie wissen, völlig hyde-a-typisch ist,

 

1. Ist ein Körper, der ganz also 100%ig amputiert wird, voll­kommen weg und damit nicht mehr vorhanden ?

2. Ist ein Körper, weil zu 100% amputiert, ganzkörperampu­tiert, nur an einem völlig anderem Ort als der Körper, der amputiert wurde und damit doch noch vorhanden ?

3. Was geschieht mit einem Körper im Falle einer ganzkörper­lichen Amputation ?


Klar wird aus diesen drei Fragen zu allererst eines. Weder Edward noch ich, Edwarda, waren oder sind an diesem Zwischen­fall beteiligt gewesen. Ich habe seitdem, wie des öfteren be­leidigenderweise behauptet wurde, auch keinen Riss im Make-up. Ganz im Gegenteil. Jedoch kursieren seit jenem Vorfall weiterhin Gerüchte, Hyde sei entscheidend an der Vernichtung der Waschkauschen Thesen zur GanzKörperAmputation beteiligt gewesen. Die Tat­sache, daß Wahnfried, ein Antipode von Waschkau, letzte Gei­stesblitze des einst verbrennenden essays dazu benutzt haben soll, den Bau einer Hydemaschine voranzutreiben, die Ihnen Wahnfried, wenn er nicht seit kurzem an einer toxischen Knö­chelverstauchung litte, an dieser Stelle anhand eines Modells der Hydemaschine gerne erklärt hätte, spricht dafür. Eine Ma­schine, von der aus alle Aktivitäten des Hyde gesteuert wer­den. Eine Maschine, bestehend aus einem Aggregat, das mit der geringst aufgewendeten Kraft ganz unvermutete Tätigkeiten ausführt, die dem Prinzip nach wie eine Ansteckung funktio­niert und die auf leichte Weise vieles zum Verschwinden bringt. Eben eine HYDEmaschine. Darum bitte ich nun Sie, meine Herren und auch die Damen:


Steigen Sie in die HYDEmaschine ein !

Schweigen Sie und lassen Sie die Inkubationszeit auf sich wirken. Vergessen Sie dabei alles Äußere und konzentrieren Sie sich auf Ihr inneres ästhetisches Glühen, das dunkle intel­lektuelle Glimmen in Ihren Augen, das allein Sie zu einem di­stinguierten Kenner selbst der ausgefallensten Ideen avancie­ren läßt. Denken Sie an all die Bücher, Filme, Theorien und Theaterstücke, die bereits durch Ihr Hirn gerauscht sind und erschrecken Sie ob der gewaltigen Kongruenz Ihrer Kompetenz.

Schließen Sie sich an die HYDEmaschine an.

Berühren Sie das Edward Hyde Kartell. Stellen Sie Ihr Sexle­ben um. Werden Sie androgyn. Werden Sie Jünger, werden Sie Jüngerinnen des Alien house !

Steigen Sie nun aus der HYDEmaschine aus.
Lernen Sie, die HYDEmaschine zu bedienen.
Zeigen Sie sie Ihren Liebhabern und Innen.
Zeigen Sie sie Ihrer Familie.

Darauf beschränken sich für heute meine Ratschläge.

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Vortrag gehalten von Agnes Vennen beim 1.HYDE KONGRESS 1992 im Literaturhaus Berlin; Beitrag abgedruckt im Reader zum HYDE-KONGRESS