BÖSES BLUT
HIER
BEICHTEN DIE ÜBRIGGEBLIEBENEN/DIE MIT DEM VERENGTEN HIRN/ DIE MIT JENER UNGESCHICKLICHKEIT
IM KAMPF/JETZT REDEN WIR MIT TÜCKISCHER ZUNGE - GLAUBT UNS NICHTS !
Wie
lächerlich die Kriegsberichterstattung aus den eigenen Reihen, aus dem geistvollen
Innenleben ist, wenn es sich im Grunde nur um läppische Kabbeleien handelt.
BÖSES BLUT ist in die Gesichter gestoßen und hat in Drohgebärden
der Fratzen Kerben gezeichnet und die Zerstückelung provoziert: WIDERSPRICH
NICHT ODER ICH WERDE ZUM AUGENAUSREISSER ! Huk, der Philosoph des reinen Wahnsinns
und Lippenhöriger anderer Heiliger hatte gesprochen. Da es sich jedoch, wie
Insider wissen, nur um das geschwollene Imponiergehabe eines kindischen
Diskursfanatikers handelte, der seine Fleischeskraft stets dann zur Faust
ballt, wo ihm sein Ohr einen huldigenden Jubel nicht vermittelt, konnte
dieser Feldzug der Sprechzombies mit einer leichten Geste verwischt werden.
Trotzdem klingt es grotesk. Eine Gruppe von Mündern fühlte sich, da der Lärm
des Klapperns ihrer Prothesen andere Münder kurzzeitig überschallte, für die
endgültige Übernahme dieses literatur/philosophischen NOTWEHRprojekts
berufen: MEINE ANGESTELLTEN ! HIER, MEIN AUFTRAG. ERFÜLLT IHN SCHWEIGEND. WIR
WARTEN. Da brach unter den staunenden Zuhörern ein wildes Gelächter aus,
während die Auftraggeber stumm das symbolische Ende beschlossen. Allerdings
steht das Symbol bekanntlich für nichts mehr, es steht einfach wirklichkeitslos
da, eine Fata Morgana, ein Ständer in der bekannten Ordnung des Begehrens, da
am Ende der symbolischen Ordnung das Lachen aufblitzt. Wenn zugestandenermaßen
jeder Bruch und jede Trennung von einem Rauch der Schweinerei umdünstelt ist,
der gelegentlich zu atmen ist - übrig blieb zunächst ein groteskes Gerippe mit
dem besonderen Talent: Hier sind wir wieder und rattern weiter !
Die Rede ist hier weniger von ihren Aufsätzen, die teilweise
glänzend sind, als vielmehr von einer wesentlich unphilosophischen, von einer
künstlerischen ganz zu schweigen, Haltung. Denn die Protagonisten eines pausenlos
knisternden Diskursflickwerks, die mittels der Zuhilfenahme eines Frontkompendiums
von 'Bolz bis Baudrillard' andere Stimmen rücksichtslos erdrosseln, sind von
der Unfähigkeit des Erspürens kleinster zuckender Nuancen der Sehnen befallen,
ihre erkaltete Grobschlächtigkeit landet unausweichlich im verkabelten Maschinendenken.
Nicht nur, daß dieser Mangel im Gespür der Fingerspitzen zwangsläufig in die
Gewalt führt, er ist ebenso von einer infizierten Arbeitgebermentalität beherrscht.
Dabei verstehen es gerade "jene mit der Brillanz der Häme und austeilenden
Spott ausgestatteten Sprechenden" bestens, sich vor ausgewähltem Publikum
mit großer Gebärde als geniale Schlaumeier zu inszenieren, während sie an
gesetzlichen Feiertagen weil allein daheim nicht umjubelt auf erbärmliche
Weise nach ihrem Guru oder ihrer Mama schreien. TOD DEN GURUS.
Zum klaren Schluß: Als 'Autonomes Seminar' ist MINERVA noch lang
nicht bei der Industrie und da wollen wir auch nicht hin. Ebenso läuft mit den
Jammerlappen der TränenTradition bei uns nichts mehr. Wenn auch immer wieder
alles anders kommt, so sterben die Monstrositäten und Ungeheuerlichkeiten nicht
aus. Was sonst noch in AUSSICHT steht, ist diesen Extrablättern zu entnehmen.
Wir erwarten neue auflodernde Flammen !
intern/extern --- headquarter MINERVA Frühsommer 1989 #
Metaphorisch umschrieben wird hier ein interner Streit zwischen QRT &
F.WULF mit paul m waschkau, der letztlich zur Trennung in der redaktionellen
Zusammenarbeit führte.